Ende der Nordatlantik-Autobahn zu Gunsten der Umwelt?

Seit der 1960er-Jahre besteht das System der North Atlantic Tracks (North Atlantic Organised Track System), welches Europa mit Nordamerika verbindet. Diese Nordatlantik-Autobahn wird durch die zwei zuständigen Funkstationen Shanwick und Gander festgelegt und ermöglichen es den Flugzeugen, den Atlantik ohne permanente Radarführung vom Boden zu überqueren.
Die genauen Routen werden täglich neu anhand der Witterung berechnet und beinhalten einen Start- und Endpunkt, sowie mehrere Koordinaten dazwischen, von welchen nur bis zu einem bestimmten Grad abgewichen werden darf.

Verringerung der CO2-Emissionen

Das erste Mal seit Beginn dieses Systems gab es während der Corona-Pandemie aufgrund des fast eingestellten Flugverkehrs routenfreie Tage auf der Nordatlantik-Autobahn. Dies liess Platz für Experimente bezüglich einer flexiblen Routenplanung, welche diverse Vorteile hätte: kürzere Strecken ausserhalb der Nordatlantik-Autobahn oder eine optimalere Nutzung des Jetstreams. Beide Aspekte führen zu einer Einsparung des Treibstoffes und damit auch zu einer Verringerung der CO2-Emissionen. Laut einer Studie aus der Fachzeitschrift Environmental Research Letters könnten die Flugstrecken zwischen 0.7 bis 16.4% verkürzt werden und damit Millionen Kilogramm an CO2 eingespart werden.
Die flexible Routenplanung kam sogar Mitte Mai beim grossen Flugzeugrennen von 2022 zur Anwendung. In diesem Rennen versuchten die teilnehmenden Fluggesellschaften, so umweltschonend wie möglich unterwegs zu sein. Dabei arbeitete KLM bei ihrem Flug nach Edmonton u.a. mit der internationalen Flugsicherung zusammen, um ohne Restriktionen die effizienteste Strecke zu wählen und diese auch während des Fluges noch anzupassen, damit möglichst wenig Kerosin verbrennt wird.

Erster Anstoss läuft seit dem 1. März 2022

Seit Beginn des Frühlings haben die Fluggesellschaften die Möglichkeit, bei Flügen, welche unter einer Höhe von 10‘000 Metern fliegen, eigene Streckenpläne einzureichen. Damit kann jede beliebige Flugstrecke gewählt werden. Dank einem neuen satellitenbasierten Tracking-System könnte das alte System sogar ganz wegfallen. Das neue Tracking-System erlaubt es, alle sieben bis acht Sekunden die Flugzeugpositionen zu ermitteln – bisher dauerte dies 14 Minuten oder länger. Durch das schnellere Tracking kann der Mindestabstand zwischen den Flugzeugen auf ca. 26 Kilometer verringert werden – zurzeit liegt der Mindestabstand aus Sicherheitsgründen noch bei ca. 74 Kilometer.

Die Flugsicherung sowie die Fluggesellschaften arbeiten derzeit zusammen, um diese Erkenntnisse der flexiblen Routen weiter zu analysieren und hoffentlich zu Gunsten der Umwelt umzusetzen.