Krise in der Lufthansa Group: Swiss gerettet, AUA fallen gelassen?

In der Lufthansa Group geht es drunter und drüber – es müssen derzeit Verluste in Milliarden-Höhe hingenommen werden. Die gewohnte Reisefreiheit, wie wir sie von vor der Corona-Krise kennen, scheint in weiter Ferne zu sein. Ohne wirksame Medikamente oder Impfstoffe droht der Flugverkehr für weitere Monate stillzustehen.

Swiss erhält Hilfe – unter Bedingungen

Aufgrund dieser Ausgangslage wird in der Schweiz über die Rettung der Swiss diskutiert, in Österreich streitet man sich noch, ob und wie der AUA (Austrian Airlines) geholfen werden soll. Als erste Airline der Lufthansa Group hat die Swiss Hilfe versprochen erhalten. Der Schweizerische Bundesrat hat am 8. April 2020 finanzielle Unterstützung zugesichert. Diese steht jedoch unter strengen Bedingungen:

• Die Gelder müssen die schweizerische Infrastruktur stützen,
• dürfen nicht ins Ausland abfliessen,
• es dürfen davon keine Dividenden ausbezahlt werden und
• es dürfen keine Gewinne an die Lufthansa Group abfliessen bis der Kredit zurückbezahlt ist.

Eine staatliche Beteiligung am Unternehmen ist somit nicht vorgesehen und da es lediglich um einen Kredit handelt, kann von keinem Geschenk die Rede sein.

Austrian zittert (noch)

In Österreich sieht die Lage für AUA deutlich schlechter aus. Die AUA stand bereits vor der Corona-Krise schlecht da, nun droht sie ohne finanzielle Unterstützung unterzugehen. Die Meinungen hinsichtlich einer finanziellen Unterstützung der AUA sind sehr unterschiedlich. Um die Fluggesellschaft zu retten, würden zumindest 800 Millionen Euro benötigt. Einige Stimmen fordern, der AUA überhaupt keine Unterstützung zukommen zu lassen, da mit österreichischen Steuergeldern nur österreichische Unternehmen unterstützt werden sollen. Da es sich bei der Lufthansa Group um ein deutsches Unternehmen handelt und die AUA lediglich eine Tochter der Lufthansa sei, müsste die AUA von der deutschen Regierung Unterstützung erhalten. Dieser Ansatz greift deutlich zu kurz. Die AUA beschäftigt in Österreich rund 7000 Mitarbeiter/innen und bezahlt ihre Steuern dort. Dazu kommt die Tatsache, dass indirekt zehntausende weitere Arbeitsplätze im Grossraum Wien indirekt an der Airline dranhängen.

Ob und wie eine finanzielle Unterstützung für die Austrian Airline aussehen kann, wird sich in den nächsten Tagen zeigen, wenn sich die österreichische Regierung umfassend mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Wichtiges Kriterium dieser Entscheidung dürfte der Weiterbestand des Flughafens Wien als Drehkreuz der Lufthansa Group sein. Laut NZZ-Berichten werde das Drehkreuz derzeit infrage gestellt.

Was sich immer klarer abzeichnet: Ohne die dringend benötigte Hilfe an die AUA dürfte der Flughafen Wien den Status eines international bedeutsamen und gut angeschlossenen Flughafens verlieren. Die AUA fertigt am Flughafen Wien rund 43% der Passagiere ab und ist somit der grösste Kunde des Flughafens. Sollte die AUA aufgrund fehlender Unterstützung ihr Drehkreuz in Wien verlieren oder ganz grounden, hätte das auch erhebliche finanzielle Folgen für die Bundesländer Wien und Niederösterreich, die je zu 20% an der Flughafen Wien AG beteiligt sind. Es bleibt daher zu hoffen, dass sich die politischen Akteure dieser und vor allem der Tatsache, dass der drohende volkswirtschaftliche Schaden mit Wegfall der Airline enorm wäre, bewusst sind.

Swiss- und Austrian-Flugzeuge am Flughafen Wien-Schwechat

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