Die durch das Corona-Virus verursachte, aussergewöhnliche Lage spitzt sich zu. Nachdem mehrere Destinationen in China und Hongkong seit längerer Zeit nicht oder nur noch beschränkt bedient werden, kommen inzwischen auch zahlreiche Einschränkungen für den Flugverkehr in Europa und in den USA hinzu.
Nicht nur die finanziellen Probleme belasten die Fluggesellschaften, sondern auch die Frage, wie es nach dieser Krise mit dem Luftverkehr weitergehen soll. Durch die vielen Annullierungen drohen den Fluggesellschaften, die 80/20-Regel nicht mehr einhalten zu können. Diese EU-Regel bestimmt, dass jede Fluggesellschaft mindestens 80% ihrer Flüge durchführen muss, um die ihr zugeteilten Slots zu behalten. Bei den Slots handelt es sich um die Start- und Landerechte an den Flughäfen. Die Konsequenz der Verletzung der 80/20-Regel ist der Verlust dieser Slots an Konkurrenten.
Das Behalten der Start- und Landerechte ist für die Fluggesellschaften sehr wichtig, damit sie keine lukrativen Strecken und somit Passagiere verlieren. Gar so wichtig, dass sie innerhalb von Europa Geisterflüge, d.h. Flüge mit nur wenigen oder gar keinen Passagieren durchführen, um die besagte Regel einzuhalten. Wirtschaftlich ist dies über längere Zeit kaum tragbar. Auch im Sinne des Klimas ist dies problematisch – durch Geisterflüge werden Unmengen an Kerosin völlig unnötig verbrannt.
Ein kleiner Lichtblick gibt es: In der Schweiz kümmert sich die Slot Coordination Switzerland um die Vergabe der Start- und Landerechte. Diese ist der Meinung, gemeinsam mit der europäischen Vereinigung der Slot-Koordinatoren, dass die Regel in der derzeitigen aussergewöhnlichen Situation nicht länger gelten soll. Daher wurde beantragt, die 80/20-Regel vorerst bis Ende Juni auszusetzen. Auch der Luftfahrtverband IATA fordert eine Lockerung dieser Regel.
Durch eine Aussetzung der 80/20-Regel würden die Fluggesellschaft erheblich profitieren, und wären finanziell etwas entlastet. Der grosse Nachteil tragen die Flughäfen. Sie müssten noch grössere Einbussen durch den Rückgang der Passagierzahlen hinnehmen. Wie sich die Situation für den Luftverkehr entwickeln wird, ist weiterhin ungewiss und wird durch kurzfristige Änderungen gekennzeichnet sein.
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